Fritz Eckenga
"Schreckliche
Augen vom netten Mann"
Eine gutmeinende Schöpfung hatte die Ausstellungsbesucherin mit einer
imposanten Statur versorgt. Gleich sollte sich herausstellen, dass auch
bei der Vergabe von Stimmvolumen nicht gespart worden war. Soeben hatte
sie eine Serie großer Acryl-Portaits von berühmten Künstlerköpfen
inspiziert. Ihr mächtiger und scharfer Sopran schnitt wie Solinger
Edelstahl durch den Galerieraum.
Der Rückert ist so ein netter Mensch! Und er kann es doch wirklich!
Aber warum malt der Mann immer diese schrecklichen Augen?
Die anderen Besucher der Ausstellungseröffnung hielten augenblicklich
den Rand. Das bei solchen Anlässen oft nervtötende, von zweifelhaften
Mischgetränken (Sekt u.Orangensaftkonzentrat) in Gang gehaltene Gesprudel
ersoff wenigstens für eine kurze Weile.
Köpfe drehten sich in Richtung Sprecherin und Blicke fragten: Was
hat die denn?
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Jochen Malmsheimer
Mein
erster Elch
Eröffnungsrede zur Ausstellung von Günter Rückert
im Fletch Bizzel zu Dortmund,
am 30ten Junius AD 2tausendund5
Herr Präsident, Eminenzen und Exzellenzen, Protuberanzen und Monstranzen,
sehr verehrter Herr Bürgermeister, Dekane, Kanzler, Siegelbewahrer,
Geheimnisträger zwoter und dritter Ordnung, Hausmeier, Schlüsselmeister,
Intendanten, Sterbliche, tiefverehrte Damen, hochgeschätzte Herren,
Kunstfreunde, Sachverständige, Laien und Beflissene, Ältste, Quiriten,
Römer, liebe Sylvia, lieber Günter!
Ich begrüße Euch und Sie alle ganz herzlichst hier im Großen
Haus des Theater Fletch Bizzel zu Dortmund zur Ausstellungseröffnung
von Mein erster Elch mit Bildern von Günter Rückert.
Bevor ich daran gehe, mich dem Künstler, seinem Werk und allerlei Begleiterscheinungen
zu widmen, lassen Sie mich Ihnen noch ein Grußwort unseres Bundespräsidenten,
Herrn Krögel oder so ähnlich, der sich dies partout nicht nehmen
lassen wollte, überbringen. (Packen Papier) Das Grußwort lautet:
Hallo! So, das hätten wir auch.
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Bernd Gieseking
So
gesehen!
Werke & Perioden von Günter Rückert
Günter Rückert wohnt in Brechten. Ein Dortmunder Vorort. Einfamilienhäuser
mit Garage. In Rückerts Garage steht kein Auto, hier ist sein Atelier.
Tee dampft aus der Thermoskanne. Zigarillos liegen bereit. Und Bonbons,
sogenannte Durchbeißer.
Günter Rückert ist Dortmunder. Flüchtlingskind, wie man so
sagt, mit zwei Jahren hierher gekommen, der Vater arbeitete unter
Tage, die Mutter war mit den vier Kindern zu Hause. Günter ist
der Älteste.
Im Atelier vor mir steht der Künstler, heute im farbig betupften Maureranzug.
Weiß, also ehemals weiß, denn nun ist auf ihm, dem Anzug, gerade
in Hüfthöhe, also Händeabputzgegend, die Acrylmalerei der
letzten Jahre zu mittlerweile kleinen Reliefs, zu kristallinen Landschaften,
zu einer farbenfrohen alpinen Studie verwachsen.
Das erste, was mir im Atelier ins Auge fällt, ordentlich unter einer
Zeichenplatte aufgereiht, sind mehrere Akkordeone und ein Saxophon. Als
Kind hatte er sich ein Saxophon gewünscht, angesichts der elterlichen
Finanzlage aber erst mal eine Melodika bekommen. Dann schenkte ihm der Vater
ein Akkordeon, denn das war dessen Kindheitstraum gewesen. Erst mit 40 hat
Rückert sich dann das Saxophon selber gekauft und sagt
Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit.
Die war auch ohne Saxophon schön. Kindheit und Jugend in Dortmund-Marten.
Ringerverein. Studium. Abschluss Magister. Dann Doktorarbeit. Danach der
Entschluss zur Professionalisierung in einem Feld, das ihn seit der Kindheit
begleitete, der Kunst. Seiner Frau Sylvia eröffnete er: Ich bin
getz Maler. Lange her. Als ich datt der Sylvia gesacht habe,
da hatte ich noch kein Bild verkauft! Heute ist Günter Rückert
vielfach ausgestellt, mannigfach gekauft und gesammelt.
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